Wie entsteht eine Intarsie?

Die Intarsie gehört zur angewandten Kunst. Doch der Weg bis zum fertigen Kunstwerk ist weit! Man kann diesen in drei Abschnitte gliedern. 

Ganz am Anfang entsteht der Entwurf. Aber nicht jedes Motiv ist für eine Intarsie geeignet. Bei einem Gemälde entscheiden das Mischen der Farben und die Pinselführung über Qualität und Aussagekraft. Bei einer Intarsie sind dies die ver­schiedenen Strukturen der Hölzer und die geschickte Messerführung. Ich muss schon bei meinen Skizzen stets in Gedanken die Möglichkeiten der späteren Verarbeitung vor mir haben. Im Entwurf lege ich die Grundzüge mei­nes späteren Werkes fest. Ich bestimme durch Schraffuren und Hölzerauswahl die spätere Wirkung von Licht und Schatten, so dass Räumlichkeit entsteht. Weiterhin muss ich klare Schnittlinien festlegen, da die Intarsie aus vielen hun­dert Einzelteilen zusammengestellt wird. Ein Vermischen der Farben wie beim Maler ist nicht möglich. 

Ist dieser erste Abschnitt gelungen, beginnt nun das eigentliche „Intarsienschneiden“. Die entstandene Vorlage wird zunächst auf ein Grund­furnier aufgezeichnet. Dieses bildet später den Hintergrund des Bildes. In fili­graner Kleinarbeit wird jetzt jedes einzelne Teilchen mit einem Messer aus dem Grundfurnier herausgeschnitten und durch ein neues Teil ersetzt. Immer wie­der muß das Motiv neu aufgezeichnet werden. Die Hölzerauswahl ist entschei­dend für die Wirkung des Bildes. Viele Furniere verändern jedoch beim späte­ren lackieren ihre Farbe, und das gesamte Werk wird durch das Auffurnieren gespiegelt. Dies ist vor allem bei Gebäuden oder auch bei Schriftzügen zu beachten. Abschließend erhält das Bild einen Rahmen. 

Der dritte Abschnitt stellt die Verarbeitung dar. Noch ist es nur ein dünnes Furnierblatt von etwa 0,6 mm. Jetzt wird dieses Blatt auf eine Grundplatte auf­furniert und dabei, wie bereits erwähnt, gespiegelt. Danach auf Größe zurecht geschnitten und die Kanten aufgeleimt. Das Bild ist noch nicht sichtbar, es verbirgt sich hinter einer Schicht von Furnierklebeband, welches bisher den vielen Einzelteilen einen Halt gab. Beim Abschleifen dieses Bandes liegt eine große Gefahr. Das Band muss entfernt werden, um die Intarsie sichtbar zu ma­chen. Aber ein Hauch zu viel Druck beim Abschleifen, und die ganze bisherige Arbeit ist verdorben. Eine Reparatur ist nicht möglich. Das Bild wird nun ge­wässert, noch mal feingeschliffen, versiegelt, wieder geschliffen und zum Schluss lackiert. 

Nur wenn alles gut gegangen ist, zeigt sich das Werk in seiner ganzen Schön­heit. Teile von vielen verschiedenen Bäumen aus weit entfernten Ländern sind jetzt verei­nigt. Ein Unikat ist entstanden. Eines, das es noch nie gab, und nie mehr ge­ben wird. Das ist die Geburtsstunde meiner Intarsie.